Sonntag, 28. Dezember 2014

Flüchtlinge in der Bundesrepublik

Im Rahmen eines Ethikprojektes mussten wir Schüler uns mit dem Konflikt zwischen Moral und Ethik auseinandersetzten.
 
Das Thema Flüchtlinge ist in unserer Bundesrepublik momentan heikel. Es wird über dieses Thema viel diskutiert und so recht will Deutschland für dieses schwerwiegende Problem keine richtige Lösung finden. Ununterbrochen berichten die Medien, sei es über gescheiterte Integrationen, hinterlassener Hilfestellung der Deutschen oder Demonstrationen (z.B. Pegida). 
Ich finde, dass die Menschen oft die Hintergründe, warum Flüchtlinge zu uns kommen vergessen. Nicht eben wegen den guten Jobaussicht, sonder wegen Hunger, Leid, Krieg. Sie wurden in ihrem Geburtsland mit Tod und Terror konfrontiert. Deswegen haben diese Menschen ein Recht auf ein besseres Leben. Jeder Mensch hat ein Recht auf Menschenrechte, auf eine geregelte Justiz. 
Flüchtlinge sind in einem ihnen völlig fremden Land vollkommen hilflos. Sie sind der deutschen Sprache nicht mächtig und befinden sich im Kreis einer neuen, fremden Kultur. Sie haben kein Geld, nur die Kleidung dabei, welche sie während der Flucht am Leibe trugen. Ist es da nicht notwendig zu helfen? Ist es da menschlich zu protestieren? Oder anders: Ist es da gerechtfertigt gegen Flüchtlinge zu protestieren? 
Ich habe versucht in meinem selbstgeschriebenen Monolog eines Flüchtlings, dessen Gedanken und Gefühle so gut wie möglich auszudrücken.
Inspiration gab mir das Buch "Ich bin Malala" von Malala Yousafzai, welches mich ebenfalls zum nachdenken brachte.:


 Ich bin Shazia

5 Jahre ist es jetzt schon her, seitdem meine Familie und ich unser Gebirgstal im pakistanischen Swat verlassen mussten. Nun lebe ich in einem Backsteinhaus nah der deutschen Stadt Köln. Mittlerweile bin ich 16 Jahre alt geworden und so Vieles hat sich während dieser Zeit in meinem Leben verändert. Ich vermisse das Swat Tal jeden einzigen Tag. Meine geliebte Heimat. Ich vermisse unsere Feste, unsere Traditionen und vor allem die Menschen im Swat. Ich vermisse meine Freunde, meine Sprache und meinen Vater. Ich denke auch jeden einzelnen Tag an ihm. Wie es ihm wohl geht? Ob er überhaupt noch lebt? Diese Unwissenheit bedrückt mich. Ich hoffe immer noch, dass ich einestages ins Swat zurückkehren kann. Es ist mein Traum in das Land meiner Geburt zurückzukehren, auch wenn Deutschland momentan meine Zuflucht ist. Ich bin Flüchtling und gezwungen, fernab meines Geburtslandes zu leben. In mir lodert die Sehnsucht nach meiner Heimat.
Mein Name ist Shazia und mein Schicksal teilen jeden Tag tausende Menschen auf dieser Welt. Ich bin nur eine von Vielen.
Mein Tal, das Swat Tal, ist für mich wirklich der schönste Ort auf der ganzen Welt. Es ist ein Himmelreich aus Bergen, strömenden Wasserfällen und kristallklaren Seen. Wir haben Wildblumenfelder, Gärten gefüllt mit köstlichen Früchten und Flüsse voller Forellen. Im Frühjahr war unsere Heimat immer am grünsten. Es gibt zahlreiche Obstbäume, welche Feigen, Pflaumen und Pfirsiche tragen. Das laute Gewimmel der Menschen, die Märkte, welche den orientalischen Duft von verschiedenen Gewürzen besitzen, die heißen Tage im Swat; all das vermisse ich. Vor allem vermisse ich es hier in Deutschland. Deutschland ist mir auch noch nach 5 Jahren so fremd. Die Menschen sind es, vor allem aber auch das Leben und die Umgebung. Im Vergleich zu meiner Heimat wirkt meine Zuflucht so grau, nass und fürchterlich kalt. Ich habe auch oft das Gefühl, dass diese Kälte von den Menschen, die hier leben, Besitz ergriffen hat. Sie behandeln uns Flüchtlinge oft, als wären wir Eindringlinge. Unerwünschte Eindringlinge, die den Frieden und die Ruhe des Landes stören. Die das geplante Leben der Deutschen stören. Sie geben uns oft die Schuld für Dinge, welche wir nicht beeinflussen können. Beispielsweise die steigende Kriminalität im Land. Dieses Deutschland ist so anders, als das Land für das ich es immer gehalten hatte. Von dem ich Glück und Hoffnung erwartet hatte. Als wir noch im geliebten Swat lebten, träumte ich von diesem Land, indem Mädchen ohne Probleme zur Schule gehen konnten. In welchem Mädchen entscheiden konnten, welchen Ehemann sie wollen und indem Mädchen ein selbstständiges Leben führen können, ohne im Schatten ihres Mannes verharren zu müssen, wie es der Koran vorschreibt. Ich habe wirklich gehofft eine von ihnen sein zu können. Doch es ist sehr schwer Anschluss zu finden. Obwohl die christliche Kirche Nächstenliebe und Toleranz predigt, ist es oftmals schwer auf diese zu treffen. In der Schule bin ich nicht beliebt. Ich habe auch keine Freunde und werde auch als Eindringling behandelt. So kommt es mir jedenfalls vor. Die meisten meiner Mitschüler wollen mit keinem Ausländer befreundet sein. Sie finden mich und meine Kultur befremdlich, so wie ich sie auch befremdlich finde. 
 
Ständig muss ich daran denken, wie die Taliban in unser Tal eindrangen. Sie sind der Grund, warum ich meine Heimat verlassen musste, warum ich jetzt hier in Deutschland bin. Vielleicht auch warum meine Mitschüler mich als komisch und verschlossen finden. Ich war gerade einmal 9 Jahre alt. Sie tauchten im oberen Swat Tal auf. Diese Männer wirkten seltsam. Sie trugen Tarnwesten, lange zottelige Haare. Manch einer von ihnen hatte sich eine Socke über den Kopf gestülpt mit Löchern für die Augen, sie trugen Turbane. Diese Männer veränderten unser Leben in Pakistan. Sie veränderten unser Land Pakistan. Sie verboten die Mädchenschulen, Tanz und unsere Musik. Damit verboten sie auch unsere Tradition und beraubten uns unserer Geschichte. Sie trennten somit auch meine Familie und das Swat Tal voneinander. Wir flohen aus Angst vor dem Tod. Wir flohen vor öffentlichen Auspeitschungen, vor dem Betrug und der Machtlosigkeit.Wir flohen nachdem sie meinen Vater verhafteten, weil dieser sich den Taliban nicht unterordnen wollte.
Wir suchen deshalb in Deutschland Schutz, Sicherheit und ein besseres Leben als bei den Taliban. Dies fanden wir auch. Nur haben mir die vergangenen Jahre den Hass mancher Menschen gezeigt. In manchen Momenten die Abscheu und das Desinteresse eines westlichen Landes, welches prägt – seinen nächsten zu lieben- - nicht grundlos zu hassen- und – anderen zu helfen-
Ich heiße Shazia und mein Schicksal teile ich mit tausenden Menschen auf der ganzen Welt

Ich hoffe ich konnte euch zum Nachdenken anregen und würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung über den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland schildert.





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