Das
Thema Flüchtlinge ist in unserer Bundesrepublik momentan heikel. Es
wird über dieses Thema viel diskutiert und so recht will Deutschland
für dieses schwerwiegende Problem keine richtige Lösung finden.
Ununterbrochen berichten die Medien, sei es über gescheiterte
Integrationen, hinterlassener Hilfestellung der Deutschen oder
Demonstrationen (z.B. Pegida).
Ich
finde, dass die Menschen oft die Hintergründe, warum Flüchtlinge zu
uns kommen vergessen. Nicht eben wegen den guten Jobaussicht, sonder
wegen Hunger, Leid, Krieg. Sie wurden in ihrem Geburtsland mit Tod
und Terror konfrontiert. Deswegen haben diese Menschen ein Recht auf
ein besseres Leben. Jeder Mensch hat ein Recht auf Menschenrechte,
auf eine geregelte Justiz.
Flüchtlinge
sind in einem ihnen völlig fremden Land vollkommen hilflos. Sie sind
der deutschen Sprache nicht mächtig und befinden sich im Kreis einer
neuen, fremden Kultur. Sie haben kein Geld, nur die Kleidung dabei,
welche sie während der Flucht am Leibe trugen. Ist es da nicht
notwendig zu helfen? Ist es da menschlich zu protestieren? Oder
anders: Ist es da gerechtfertigt gegen Flüchtlinge zu protestieren?
Ich
habe versucht in meinem selbstgeschriebenen Monolog eines
Flüchtlings, dessen Gedanken und Gefühle so gut wie möglich
auszudrücken.
Inspiration
gab mir das Buch "Ich bin Malala" von Malala Yousafzai,
welches mich ebenfalls zum nachdenken brachte.:
Ich
bin Shazia
5
Jahre ist es jetzt schon her, seitdem meine Familie und ich unser
Gebirgstal im pakistanischen Swat verlassen mussten. Nun lebe ich in
einem Backsteinhaus nah der deutschen Stadt Köln. Mittlerweile bin
ich 16 Jahre alt geworden und so Vieles hat sich während dieser Zeit
in meinem Leben verändert. Ich vermisse das Swat Tal jeden einzigen
Tag. Meine geliebte Heimat. Ich vermisse unsere Feste, unsere
Traditionen und vor allem die Menschen im Swat. Ich vermisse meine
Freunde, meine Sprache und meinen Vater. Ich denke auch jeden
einzelnen Tag an ihm. Wie es ihm wohl geht? Ob er überhaupt noch
lebt? Diese Unwissenheit bedrückt mich. Ich hoffe immer noch, dass
ich einestages ins Swat zurückkehren kann. Es ist mein Traum in das
Land meiner Geburt zurückzukehren, auch wenn Deutschland momentan
meine Zuflucht ist. Ich bin Flüchtling und gezwungen, fernab meines
Geburtslandes zu leben. In mir lodert die Sehnsucht nach meiner
Heimat.
Mein
Name ist Shazia und mein Schicksal teilen jeden Tag tausende Menschen
auf dieser Welt. Ich bin nur eine von Vielen.
Mein
Tal, das Swat Tal, ist für mich wirklich der schönste Ort auf der
ganzen Welt. Es ist ein Himmelreich aus Bergen, strömenden
Wasserfällen und kristallklaren Seen. Wir haben Wildblumenfelder,
Gärten gefüllt mit köstlichen Früchten und Flüsse voller
Forellen. Im Frühjahr war unsere Heimat immer am grünsten. Es gibt
zahlreiche Obstbäume, welche Feigen, Pflaumen und Pfirsiche tragen.
Das laute Gewimmel der Menschen, die Märkte, welche den
orientalischen Duft von verschiedenen Gewürzen besitzen, die heißen
Tage im Swat; all das vermisse ich. Vor allem vermisse ich es hier in
Deutschland. Deutschland ist mir auch noch nach 5 Jahren so fremd.
Die Menschen sind es, vor allem aber auch das Leben und die Umgebung.
Im Vergleich zu meiner Heimat wirkt meine Zuflucht so grau, nass und
fürchterlich kalt. Ich habe auch oft das Gefühl, dass diese Kälte
von den Menschen, die hier leben, Besitz ergriffen hat. Sie behandeln
uns Flüchtlinge oft, als wären wir Eindringlinge. Unerwünschte
Eindringlinge, die den Frieden und die Ruhe des Landes stören. Die
das geplante Leben der Deutschen stören. Sie geben uns oft die
Schuld für Dinge, welche wir nicht beeinflussen können.
Beispielsweise die steigende Kriminalität im Land. Dieses
Deutschland ist so anders, als das Land für das ich es immer
gehalten hatte. Von dem ich Glück und Hoffnung erwartet hatte. Als
wir noch im geliebten Swat lebten, träumte ich von diesem Land,
indem Mädchen ohne Probleme zur Schule gehen konnten. In welchem
Mädchen entscheiden konnten, welchen Ehemann sie wollen und indem
Mädchen ein selbstständiges Leben führen können, ohne im Schatten
ihres Mannes verharren zu müssen, wie es der Koran vorschreibt. Ich
habe wirklich gehofft eine von ihnen sein zu können. Doch es ist
sehr schwer Anschluss zu finden. Obwohl die christliche Kirche
Nächstenliebe und Toleranz predigt, ist es oftmals schwer auf diese
zu treffen. In der Schule bin ich nicht beliebt. Ich habe auch keine
Freunde und werde auch als Eindringling behandelt. So kommt es mir
jedenfalls vor. Die meisten meiner Mitschüler wollen mit keinem
Ausländer befreundet sein. Sie finden mich und meine Kultur
befremdlich, so wie ich sie auch befremdlich finde.
Ständig
muss ich daran denken, wie die Taliban in unser Tal eindrangen. Sie
sind der Grund, warum ich meine Heimat verlassen musste, warum ich
jetzt hier in Deutschland bin. Vielleicht auch warum meine Mitschüler
mich als komisch und verschlossen finden. Ich war gerade einmal 9
Jahre alt. Sie tauchten im oberen Swat Tal auf. Diese Männer wirkten
seltsam. Sie trugen Tarnwesten, lange zottelige Haare. Manch einer
von ihnen hatte sich eine Socke über den Kopf gestülpt mit Löchern
für die Augen, sie trugen Turbane. Diese Männer veränderten unser
Leben in Pakistan. Sie veränderten unser Land Pakistan. Sie verboten
die Mädchenschulen, Tanz und unsere Musik. Damit verboten sie auch
unsere Tradition und beraubten uns unserer Geschichte. Sie trennten
somit auch meine Familie und das Swat Tal voneinander. Wir flohen aus
Angst vor dem Tod. Wir flohen vor öffentlichen Auspeitschungen, vor
dem Betrug und der Machtlosigkeit.Wir flohen nachdem sie meinen Vater
verhafteten, weil dieser sich den Taliban nicht unterordnen wollte.
Wir
suchen deshalb in Deutschland Schutz, Sicherheit und ein besseres
Leben als bei den Taliban. Dies fanden wir auch. Nur haben mir die
vergangenen Jahre den Hass mancher Menschen gezeigt. In manchen
Momenten die Abscheu und das Desinteresse eines westlichen Landes,
welches prägt – seinen nächsten zu lieben- - nicht grundlos zu
hassen- und – anderen zu helfen-
Ich
heiße Shazia und mein Schicksal teile ich mit tausenden Menschen auf
der ganzen Welt
Ich
hoffe ich konnte euch zum Nachdenken anregen und würde mich sehr
freuen, wenn ihr mir eure Meinung über den Umgang mit Flüchtlingen
in Deutschland schildert.
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